Sie geistern seit vielen Jahren schon durch Medien, Bauwelt und lassen Fachleute regelmäßig verzweifeln: Mythen über Haus- und Energietechnik. Und weil man so schön darüber streiten kann, hier eine Auswahl unserer liebsten Mythen zum Thema Energie:

Mythos 1: „Ein Haus muss atmen können“

Kaum ein Mythos hält sich wohl so lang und hartnäckig wie dieser. Falsch ist er trotzdem. Ein Haus kann nicht atmen. Die Wand kann zwar einen Teil der Feuchtigkeit in der Luft nach draußen transportieren, aber das ist ein verschwindend geringer Anteil mit nur 2% – Fenster und Lüftungsanlagen sind viel entscheidender. Dass bei einer guten Dämmung des Hauses angeblich Schimmel droht, ist zwar weit verbreitet, aber in der Sache vollkommen falsch. Fachgerechtes Dämmen verhindert sogar Schimmel! Die meiste Wärme geht durch Ritze und Fugen verloren, nicht durch Mauern. Insofern existieren falsche Vorstellungen über den Hausbau in der Bevölkerung, die bares Geld kosten können, wenn entweder beim Hausbau falsche Prioritäten gesetzt werden oder sogar explizite Fehler gemacht werden. Eine professionelle Beratung und ein fachkundig durchgeführter Luftdichtigkeitstest (Blower-Door) spart langfristig Geld. Sparen Sie also besser nicht am falschen Ende, Sie werden es sonst bereuen!

Mythos 2: Wärmepumpen sind zu teuer?!

Diese Aussage ist viel zu pauschal, da je nach Technik Wärmepumpen starke preisliche Unterschiede aufweisen. Zudem rentieren sie sich meistens langfristig betrachtet für ihren Nutzer. Es greift viel zu kurz, nur die Anschaffungskosten zu betrachten. Diese rechnen sich in sehr vielen Fällen sehr schnell. Die Wärmepumpe holt sich die Energie kostenlos aus der Luft, dem Wasser oder dem Erdreich, je nach Art der Wärmepumpe. Eine fachkundige Installation ist bei Wärmepumpen aber absolut notwendig. Nicht bei jedem Grundstück oder Haus sind Wärmepumpen zu empfehlen, denn es muss genügend Platz vorhanden sein. Auch die technischen Anforderungen müssen gegeben sein. Insofern können Wärmepumpen ein Gewinn sein, aber das muss nicht der Fall sein. Weiterhin muss zwischen den verschiedenen Wärmepumpenarten unterschieden werden. So sind Luftwärmepumpen generell am günstigsten. Abgesehen von der Pumpenart unterscheiden sich die Preise auch je nach Hersteller, Leistung und Wirkungsgrad zudem erheblich. Wer Wärmepumpen generell für teuer hält, verrät nur, dass er sich nicht wirklich mit dem Thema befasst hat. Wärmepumpen sind nur dann teuer, wenn das Haus oder Grundstück für sie ungeeignet ist, die Pumpe nicht fachgerecht eingebaut wurde oder ein unnötig teurer Pumpen-Typ installiert wurde.

Mythos 3: Lüftungen sind unhygienisch und sorgen für Zugerscheinungen?!

Auch ein richtiger Klassiker, der nachweislich falsch ist. Ebenso könnte man behaupten, Autos sind zu langsam und stottern beim Fahren. Entscheidend ist, ob alles richtig eingestellt, die Filter regelmäßig ausgetauscht werden und die Anlage gewartet wird. Allerdings sollte pro Jahr mindestens eine Inspektion durchgeführt werden. Zudem sollte ein möglichst leistungsfähiger Filter eingebaut werden. Hierbei sollte mindestens die Güteklasse F 7 verwendet werden. Ausgerechnet am Filter zu sparen, wäre am falschen Ende gespart. Das gilt auch für einen Vorfilter des eigentlichen Hauptfilters. Ein funktionierender Vorfilter trägt entscheidend dazu bei, die Haltbarkeitsdauer des Hauptfilters zu verlängern. Gerade gut eingestelle Lüftungsanlagen mit ordentlichen Filtern können ein Segen für Pollenallergiker sein: Denn durch die Anlage gelangt nur gefilterte Luft ins Haus, die deutlich weniger Pollen hat als die Außenluft. Häufig sparen Bauherren nicht nur wegen den genannten Mythen beim Thema Lüftung, sondern auch weil Lüftungsanlagen im Vergleich zu anderen Ländern nie zum Standard beim Hausbau gehört haben. Die gute alte Heizungsanlage ist natürlich Pflicht, aber eine Lüftung kann man sich doch sicher sparen – glauben viele und wundern sich hinterher, warum die versprochenen Energieeinsparungen nicht zustande kommen oder die Luftfeuchtigkeit zu hoch ist. Wer ein ordentlich gedämmtes Haus gebaut hat und im Winter dann regelmäßig Fensterlüftung machen muss, der schleudert die Energie im wahrsten Sinne des Wortes zum Fester raus. Also gerade Häuslebauer sollten über eine Lüftungsanlage nachdenken und selbst wenn das Budget erstmal nicht ausreicht, macht es Sinn, zumindest schon mal die Rohrleitungen und Ventile bauseitig vorzusehen. Die Anlage selbst kann man dann später immer noch nachrüsten.

Mythos 4: Die meiste Energie wird durch Strom verbraucht?!

Falsch! Die meiste Energie wird durch Wärme verbraucht. Vor allem beim Heizen kann man also erheblich sparen. Eine nicht sachgemäße Installation oder Programmierung der Heizung kann in der Heizzeit beträchtliche Kosten verursachen. Elektroöfen und Heizungslüfter fressen besonders viel Energie und sind daher nicht zu empfehlen. Programmierbare Heizkörperthermostate sind hingegen günstig zu erwerben und rechnen sich schnell. Sie sorgen für eine automatische Absenkung der Temperatur in den Räumen im Falle der Abwesenheit. Unabhängig hiervon können durch moderne Heizungssysteme sehr hohe Kosten gespart werden. In kaum einem Bereich des Hauses rechnet sich eine Investition deshalb so schnell, wie bei der Heizung. Sinnvoll ist auch meistens eine Kombination mit einer thermischen Solaranlage, um den Warmwasserbedarf durch kostenlose Sonnenergie zu decken. Denn je nachdem, wie gut das Haus gedämmt ist und wie neu die Heizungsanlage ist, werden rund 30-60% der Heizenergie für die Warmwasserbereitung benötigt. Mit einer Solaranlage können Sie also bares Geld sparen.

Mythos 5: In einem Haus mit Lüftungsanlage (z.B. Passivhaus) darf man die Fenster nicht öffnen?!

Quatsch! Man kann, muss es aber nicht. Der Mythos macht aus einem Vorteil unerklärlicherweise einen Nachteil. Durch eine kontrollierte Wohnraumbelüftung ist es gerade nicht notwendig, das Haus mit geöffneten Fenstern gut durchzulüften, denn durch den regelmäßigen Luftstrom gelangt frische Luft ins Haus und verbrauchte Luft nach außen. Wenn die Lüftungsanlage dann noch eine hocheffiziente Wärmerückgewinnung hat, wie es bei Passivhäusern Pflicht ist, wird der Abluft die Wärmeenergie entzogen und der Frischluft zugeführt. Somit ist immer frische Luft gewährleistet und die Energieverschwendung hält sich deutlich in Grenzen. Doch wer will, kann auch in einem Passivhaus die Fenster öffnen. So heizen elektrische Geräte mitunter einen Raum schnell auf, das Öffnen der Fenster kann hier auch im Passivhaus Abhilfe schaffen und ist ohne Weiteres möglich. Bei großer Hitze im Sommer ist ein Öffnen der Fenster abends, wenn es etwas abkühlt, ebenfalls sinnvoll. Sofern im Passivhaus im Winter das Fenster ein paar Minuten offen steht, kostest dies auch, im Gegensatz zu konventionellen Häusern, kaum Energie, was ein weiterer Pluspunkt des Passivhauses ist. Beim Passivhaus ist zwar eine fachgerechte Beratung zwingend notwendig, im Besonderen bei der Belüftungsanlage. Sofern diese jedoch erfolgt, zeichnet sich gerade ein Passivhaus durch eine sehr gute Energiebilanz und eine hohe Luftqualität aus.

Kennen Sie auch noch ein paar Mythen aus der Energie- und Haustechnik? Wir freuen uns auf Kommentare.